Bilderbücher: illustriert & inszeniert

    Raffiniert inszenierte Geschichten voller Witz und Poesie sowie Illustrationen, die Erwachsene wie auch Kinder in ihren Bann ziehen – das sind Bilderbücher. Die vom Bilderbuchexperten Hans ten Doornkaat kuratierte Ausstellung «Bilderbücher: illustriert & inszeniert» im Gewerbemuseum Winterthur dauert bis am 23. Oktober 2022. Die Schau wirft auch einen Blick in die Werkstätten von Schweizer Illustratorinnen und Illustratoren – einigen davon kann in Live-Events beim Zeichnen über die Schulter geguckt werden.

    (Bild: © Samuel Schuhmacher) Wimmelbücher geben ein beglückendes Gefühl der Neuentdeckung.

    Bilderbücher inszenieren einfache Geschichten voller Witz und Poesie, bilden Spannung beim Umblättern und lassen uns mit ihren Illustrationen in andere Welten eintauchen. Dabei erweisen sich die Bilderbücher als eigentliche Sinnstiftungsmaschinen, die (Vor-)Lesende unmittelbar ansprechen: Die Illustrationen erzeugen das beglückende Gefühl der Neuentdeckung ebenso wie jene vertraute Geborgenheit bei der Wiederentdeckung. Gleichzeitig lassen sich Bilderbücher immer wieder neu erschliessen. Je länger man sie anschaut, umso vielschichtiger und komplexer wird das Einfache – während sie zugleich als Ganzes übersichtlich bleiben. Aber wie machen die Bilderbücher das nur?

    Die Ausstellung geht den visuellen Erzählformen zeitgenössischer Bilderbücher auf den Grund und widmet sich ihrer einzigartigen Materialität. Sie stellt Kindern und Erwachsenen raffiniert inszenierte Geschichten vor und untersucht den kreativen Prozess des Bilderbuchmachens. Von farbintensiver Verspieltheit zu minimalistischen Grautönen, von digitaler Makellosigkeit zu groben Skizzen und von ungewöhnlichen Formaten über Pop-up-Effekte bis hin zu gestanzten Buchseiten: Die Gestaltungsmöglichkeiten scheinen endlos. Gleichzeitig blickt die Schau in die Werkstätten von Schweizer Illustratorinnen und Illustratoren – einigen davon kann in Live-Events beim Zeichnen über die Schulter geguckt werden.

    Erzählweisen …
    Was macht der Falz des Buches mit der Geschichte, wie wird der Bildraum eingesetzt? Welche Assoziationsräume eröffnen sich durch Farben und Formen in der Abfolge der Seiten? Bilderbücher zeigen nicht einfach illustrierte Texte, sie generieren mit den Illustrationen und dem Umgang mit der Materialität des Buches neue Bedeutungsebenen, die selbst sprachenähnlich funktionieren. So werden Geschichten – seien sie komisch, gesellschaftskritisch, fantastisch (oder alle drei Varianten) – mitunter ganz ohne Worte erzählt, dafür aber mit mehreren Bildebenen. So kann das nur das Bilderbuch! Die Ausstellung erkundet die vielfältigen Möglichkeiten.

    … und Illustrationen
    Es sind die Illustrationen, die in den Buchseiten die Geschichten zum Leben erwecken. Von farbintensiver Verspieltheit zu minimalistischen Grautönen, von digitaler Makellosigkeit zu groben Skizzen und von ungewöhnlichen Formaten über Pop-up-Effekte bis hin zu gelochtenen Buchseiten: Die Gestaltungsmöglichkeiten der Illustrierenden scheinen endlos.

    Materialität …
    Die Verbindung von Bildern und Wörtern erschafft in vielen Medien Bemerkenswertes, doch im Bilderbuch ist es die Materialität des Buchs selbst, die in den Mittelpunkt rückt: Ausklappseiten sprengen das Buchformat, durch Paper-Engineering entfalten sich komplexe Pop-up-Effekte und ein durchs ganze Buch gestanztes Loch kann Seite für Seite neu gelesen werden.

    … und Bilderbuchmachen
    Welche Schritte unternehmen Illustrierende, bis am Ende das fertige Bilderbuch entstanden ist? Die Ausstellung setzt Bilderbücher in den Kontext gestalterischer Prozessualität und nimmt in Ateliersituationen vor Ort Schweizer Illustratorinnen und Illustratoren in den Fokus.

    Meta-Bilderbücher …
    Heute machen Bilderbücher auch ihre Fiktionalität zum Thema. Das Erfinden und Entwickeln der Geschichte wird als Metakonstruktion zu einem Teil der Handlung. Figuren diskutieren mit Autorinnen und Autoren oder nehmen die (Un-)Möglichkeit, die eigene Geschichte umzuschreiben, in den Blick. Ähnlich wird mit der Rolle der Betrachtenden gespielt, wenn beispielsweise Bücher auf den Kopf gestellt werden müssen, damit die Figuren nicht herausfallen. Im Zentrum steht das Spiel mit dem eigenen Status, das Bewusstmachen und Brechen von Erwartungen. Nicht zufällig reizen Metabilderbücher die physischen und ästhetischen Möglichkeiten des Mediums besonders vielfältig aus.

    … vorlesen
    Auch die Performanz des Geschichtenerzählens ist in das Bilderbuch eingeschrieben. Neben Autorinnen und Autoren oder auch performativen Lesungen, die mit Stimme und Lesetechniken weitere Ebenen zur Erkundung des Narrativen eröffnen, ist es das gemeinsame (Vor-)Lesen, das eine soziale und verbindende Erfahrung erzeugt und eine bedeutende kulturelle Praxis darstellt.

    pd

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